Hallux valgus adé: Überbein am Fuß erkennen und behandeln
Der Begriff „Überbein“ ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für eine sicht- oder tastbare Vorwölbung am Körper. Es handelt sich nicht um eine eigenständige Diagnose, sondern um eine allgemeine Bezeichnung für verschiedene Krankheitsbilder, die äußerliche Ähnlichkeiten aufweisen.
Was ist ein Überbein?
Als Überbein können verschiedene Krankheitsbilder bezeichnet werden, die sich in Ausprägung und Ursachen stark unterscheiden können. Dadurch führt der Begriff oft zu Missverständnissen. In der Regel kann es sich bei einem Überbein um eine der folgenden Diagnosen handeln: eine Exostose, Ganglien, arthrotische Veränderungen oder einen Hallux valgus. Grundsätzlich kann ein Überbein überall am Körper entstehen, wobei ein Hallux valgus jedoch nur eine Fehlstellung der großen Zehe bezeichnet, und Exostosen bevorzugt an der Hand oder am Fuß auftreten.
Unterschied zwischen Überbein, Ganglion und Hallux valgus
Ganglion
Ganglien sind Ausstülpungen der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide, die mit Gelenksflüssigkeit gefüllt sind. Diese bleiben meist schmerzfrei und sind nur optisch auffällig; sie verschwinden nach einiger Zeit von allein wieder.
Hallux valgus
Beim Hallux valgus handelt es sich um eine Fehlstellung der Großzehe, wobei das Großzehengrundgelenk nach außen wandert und die Zehe sich nach innen zu den anderen Zehen neigt. Je nach Ausprägung kann das Überbein keine bis starke Schmerzen verursachen.
Exostose
Exostosen sind gutartige, knöcherne Wucherungen, die über die normale Knochenoberfläche hinausragen. Diese bilden sich am häufigsten an Stellen, die einer dauerhaften Belastung oder Reibung ausgesetzt sind.
Arthrotische Veränderungen
Arthrotische Veränderungen sind ebenfalls Exostosen, die jedoch aufgrund einer Arthrose (Gelenkabnutzung) auftreten. Diese Überbeine bilden sich an den Gelenken selbst.
Nicht nur die Symptome und Ursachen können bei Überbeinen so unterschiedlich ausfallen, auch die Behandlungsmöglichkeiten variieren je nach Krankheitsbild stark. Im Anschluss werden die genauen Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für die verschiedenen Auslöser eines Überbeins genauer erklärt.
Exostose
Symptome
Exostosen sind knöcherne Wucherungen, die sich an Gelenken oder Stellen bilden, die häufig vermehrtem Druck oder Reibung ausgesetzt sind. Grundsätzlich bleibt eine Exostose zunächst schmerzfrei. Sollte die Ausprägung jedoch mit anderen Geweben oder Nerven in Kontakt kommen, kann es zu Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen kommen.
Ursachen
Am häufigsten bildet sich eine Exostose durch Überbelastung. Diese kann zum Beispiel durch eine Fußfehlstellung wie den Hallux valgus entstehen. Eine andere Ursache für das Überbein ist eine Arthrose: Dabei wird der Knochen durch die Abnutzung des Gelenkknorpels dazu angeregt, neue Knochenschichten zu bilden.
Behandlung
Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich nach der Schwere der Symptome. Bei schmerzfreien Fällen können Einlagen und geeignetes Schuhwerk helfen, den Druck zu verringern. Bei Schmerzen und Schwellungen können kurzzeitig schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden. Bei länger andauernden Schmerzen und einer Einschränkung der Beweglichkeit kann eine operative Entfernung der Exostose in Betracht gezogen werden.
Ganglion
Symptome
Ganglien sind meist weiche Schwellungen unter der Haut, die in etwa die Größe einer Kirsche erreichen können. Sie treten am häufigsten am Handgelenk auf, können sich aber auch an anderen Stellen, wie an den Fingern oder Füßen, entwickeln. Grundsätzlich bleiben Ganglien meist schmerzfrei; in seltenen Fällen kann es jedoch zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen.
Ursachen
Bei einem Ganglion tritt Gelenksflüssigkeit aus dem Bindegewebe der Gelenkkapsel aus. Ursache dafür sind Schwachstellen oder Verletzungen an den Sehnen der Gelenkkapseln. Durch vermehrte Überbelastung oder Reibung kann die Entstehung eines Ganglions zusätzlich begünstigt werden.
Behandlung
Grundsätzlich ist bei Ganglien keine Behandlung notwendig, da diese meistens keine Beschwerden verursachen und sich von allein zurückbilden. Sollten jedoch Schmerzen auftreten, können Betroffene mit Kühlen oder dem Auftragen von Salben Linderung erfahren. Sollte sich das Überbein nicht von selbst zurückbilden, kann zunächst die Flüssigkeit mit einer Spritze abgesaugt werden. Sollte es sich erneut füllen, kann das Ganglion operativ entfernt werden.
Hallux valgus
Symptome
Ein Hallux valgus entwickelt sich im Anfangsstadium zunächst schmerzfrei und ist nur kosmetisch durch eine leichte Ausbeulung auf Höhe des Grundgelenks sichtbar. Im weiteren Verlauf macht sich das Überbein durch vermehrte Reibung und temporäre Schmerzen nach Belastung bemerkbar. Je weiter die Fehlstellung fortgeschritten ist, desto mehr wandert der Ballen des Großzehs nach außen und die Spitze des großen Zehs biegt sich in Richtung der anderen Zehen. Beim hervorstehenden Ballen handelt es sich um eine Pseudoarthrose. Dabei kommt es zu Kalkablagerungen und Verhärtungen im Gewebe. In Kombination mit dem bereits abweichenden Großzehengrundgelenk entsteht ein Überbein, das sich zwar knochenartig anfühlt, bei dem es sich aber nicht um eine Exostose handelt.
Ursachen
Für das Entstehen eines Hallux valgus und dem damit verbundenen Überbein können mehrere Faktoren verantwortlich gemacht werden. Einer davon ist eine vermehrte Belastung der Großzehengrundgelenke, zum Beispiel durch das Tragen von engen Schuhen oder intensive sportliche Aktivität, die übermäßigen Druck auf die Gelenke ausüben. Viele Betroffene leiden von Geburt an unter einer Sehnenschwäche, wodurch der Fuß nicht so widerstandsfähig ist und bei Druck schneller nachgibt. Auf Dauer führen diese Faktoren zu einem erhöhten Hallux-valgus-Risiko.
Behandlung
Ein Hallux valgus kann vor allem im frühen Stadium mit Physiotherapie behandelt werden. Die Fehlstellung lässt sich dabei nicht zurückbilden, aber verlangsamen und in einigen Fällen sogar aufhalten. Breite und bequeme Schuhe können helfen, Reibungen und Schmerzen zu verringern. In einigen Fällen können orthopädische Einlagen verwendet werden, um die Fußmuskulatur zu unterstützen. Bei starken, häufig auftretenden Schmerzen oder einer Bewegungseinschränkung kann eine Operation notwendig sein. Eine OP ist die einzige Möglichkeit, die Fußfehlstellung und damit auch das Überbein zurückzubilden.
Knochenschrauben als natürliches OP-Material
Bei Operationen, bei denen Schrauben zur Stabilisierung des Knochens eingesetzt werden, vor allem bei Hallux-valgus-Korrekturen, können unterschiedliche Materialien verwendet werden. Meist kommen klassische Metallschrauben zum Einsatz, wobei diese mit einigen Risiken verbunden sind. Nicht immer verträgt der Körper das Metall, sodass eine zweite Operation zur Entfernung der Schrauben erforderlich sein kann. Als Alternative gibt es resorbierbare Schrauben aus Kunststoffen oder bioaktiven Materialien sowie Knochenschrauben.
Shark Screw®
Die Shark Screw® ist eine Knochenschraube aus menschlichen Spenderknochen und stellt eine natürliche Alternative zu herkömmlichen OP-Materialien dar. Durch die im Knochen vorhandenen Havers-Kanäle integriert sich die Schraube im Zuge des natürlichen Knochenumbaus vollständig in den eigenen Knochen. Nach einiger Zeit ist sie dann nicht einmal mehr im Röntgenbild sichtbar. Eine zweite Operation, wie sie bei Metallschrauben notwendig sein kann, entfällt.
Eine Operation mit der Shark Screw® können Sie mit einem Orthopäden auf unserer Fachärzte-Plattform vereinbaren. Nutzen Sie dafür einfach unseren Orthopädenfinder.
FAQ:
Ein Ganglion zeigt sich als runde oder ovale Erhebung unter der Haut und kann in Größe variieren. Sie treten am häufigsten an Handgelenken und am Fuß auf.
Grundsätzlich fühlen sich Ganglien eher weich und elastisch an, größere und ältere Ganglien können sich hingegen fester anfühlen.
Eine Exostose erscheint als harte Beule oder Wölbung unter der Haut. Diese kann sich im laufe der Zeit vergrößern und Bewegungseinschränkungen und Schmerzen hervorrufen.
Exostosen können auf allen Knochen auftreten aber häufiger an Stellen die einer ständigen Belastung oder Reibung ausgesetzt sind.
Ein herausstehender Ballen im Bereich des Großzehengrundgelenks und ein nach innen wegstehender großer Zeh sind Merkmale für einen Hallux valgus, diese können auch schon im Anfangsstadium wenn auch nur gering, ersichtlich sein.
Beim Hallux valgus handelt es sich um eine progressive Fehlstellung, er lässt sich also nicht durch konservative Methoden zurückbilden. Um die Fehlstellung zu korrigieren ist eine Operation notwendig, mit einigen konservativen Maßnahmen können die Schmerzen und Beschwerden aber gelindert werden.
Wie bei jeder Operation gibt es auch beim Hallux valgus Eingriff Risiken. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Fremdkörperreaktionen auf das verwendete Material und in seltenen Fällen Nervenverletzungen. Bei Verwendung von Metallschrauben können zudem Beschwerden während der Heilungsphase auftreten, und es kann eine zweite Operation notwendig sein, um das Metall zu entfernen.