Konservative und operative Behandlung beim Hallux valgus
Der Hallux valgus (umgangssprachlich Ballenzeh oder Überbein) ist eine der häufigsten Fehlstellungen des Fußes. Dabei weicht das Großzehengrundgelenk nach außen ab, und der große Zeh biegt sich nach innen. Diese Fehlstellung fällt nicht nur kosmetisch auf, sondern kann auch starke Schmerzen auslösen und die Bewegung erheblich einschränken. Je nach Ausprägung können die Behandlungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich sein. Diese reichen von Einlagen und Physiotherapie bis hin zur Operation. Welche Behandlungsoptionen es gibt und welche für Sie geeignet sind, erfahren Sie in diesem Blogpost.
Konservative Behandlung
Bevor ein operativer Eingriff in Betracht gezogen wird, gibt es viele konservative Behandlungsmethoden, die angewendet werden können. Gerade in den frühen Stadien können gezielte Maßnahmen dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und ein weiteres Fortschreiten der Fehlstellung zu verhindern oder zu verlangsamen.
Nicht-operative Behandlungen können eine Fehlstellung zwar nicht rückgängig machen, aber mit den richtigen Ansätzen lassen sich Schmerzen effektiv reduzieren und die Bewegungsfreiheit des Vorfußes wiederherstellen.
Welche Behandlung zum Einsatz kommt, sollte in Abstimmung mit einem Facharzt entschieden werden, da die Möglichkeiten stark vom Einzelfall abhängen. Einige Schritte können Sie jedoch auch schon eigenständig in die Wege leiten.
Schuhwerk & Einlagen
Beim Hallux valgus spielt das richtige Schuhwerk eine entscheidende Rolle. Das Tragen von zu engem Schuhwerk führt häufig zur Fehlstellung. Da der Ballen des Großzehs beim Hallux valgus deutlich hervortritt, kommt es im weiteren Verlauf häufig zu Reibungen im Schuh. Dadurch können Entzündungen entstehen, die oft mit starken Schmerzen einhergehen.
Beim Kauf von Schuhen sollten Sie darauf achten, dass diese den Zehen genügend Freiraum bieten. Zudem sollten die Schuhe möglichst flache Absätze haben, um zusätzlichen Druck zu vermeiden.
Bei einigen Fehlstellungen empfehlen sich auch Einlagen. Diese können das Fußgewölbe unterstützen und den Fuß sowie die Zehen entlasten. Ob eine Einlage verwendet werden kann, hängt jedoch stark von der Art und Ausprägung der Fehlstellung ab.
Physiotherapie & Übungen
Vor allem in den frühen Stadien der Fehlstellung kann mit Physiotherapie und gezielten Übungen viel erreicht werden. Durch die Kräftigung der Fußmuskulatur lassen sich Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit teilweise wiederherstellen. Ein individuelles Übungsprogramm kann gemeinsam mit einem Physiotherapeuten oder einem Orthopäden erarbeitet werden.
Alternativ empfiehlt sich das Barfußgehen auf weicherem Untergrund (wie Wiese oder Sand). Dabei wird der natürliche Abrollprozess trainiert, die Muskeln werden gestärkt, und der direkte Bodenkontakt fördert die Durchblutung. Spezifische Übungen, die Sie auch zuhause ausführen können, finden Sie in unserem Leitfaden.
Schienen
Hallux valgus-Schienen werden häufig als Korrekturschienen beworben. Mit kontinuierlichem Druck wird versucht, den großen Zeh in seine ursprüngliche Position zu bringen. Während des Tragens können diese Schienen den Zeh unterstützen und Schmerzen lindern. Anders als häufig behauptet, können Schienen die Fehlstellung jedoch nicht korrigieren.
Bandagen
Ähnlich wie Schienen werden Bandagen oft als Korrekturmöglichkeit für den Hallux valgus angeboten. Da Bandagen jedoch nur die Ausprägung und nicht die Ursache der Fehlstellung behandeln, stellen sie keine langfristige Lösung dar. Kurzzeitig können Bandagen jedoch das Grundgelenk stabilisieren und Schmerzen lindern.
Schmerzmanagement
Mit zunehmendem Verlauf kann ein Hallux valgus starke Schmerzen verursachen. Diese entstehen durch den zunehmenden Druck auf die Gelenke und im weiteren Verlauf durch Hautreizungen und Entzündungen. Auf lange Sicht sind physiotherapeutische Übungen ratsam, um Schmerzen nachhaltig zu lindern.
Kurzzeitig können auch Schmerzmittel, insbesondere NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen und Diclofenac, eingenommen werden, da diese entzündungshemmend wirken. Bei starken und häufig auftretenden Schmerzen kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Eine Operation ist die einzige Möglichkeit, eine Fehlstellung zu beheben und Schmerzen langfristig zu lindern.
Operative Behandlung
Bei langanhaltenden Schmerzen und wenn konservative Maßnahmen keine Besserung gebracht haben, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Eine OP ist die einzige Möglichkeit, einen Hallux valgus zu korrigieren und dauerhaft schmerzfrei zu bleiben. Da sich ein Hallux valgus sehr unterschiedlich entwickeln kann, muss die genaue Operationsmethode individuell vom Facharzt bestimmt werden. Unterschieden wird dabei in der Regel zwischen vier verschiedenen Operationsmethoden, wobei auch Kombinationen dieser Methoden möglich sind.
Operation nach Austin
Bei leichteren bis mittleren Fehlstellungen, bei denen die Zehe noch nicht stark abgewichen ist, kommen weniger komplexe Eingriffe wie die Austin-/Chevron-Osteotomie zum Einsatz. Dabei wird der Knochen im Bereich des Mittelfußes in eine neue Position gebracht und mit einer Schraube fixiert. Diese Operationsmethode ist nicht immer empfehlenswert, da sie nicht ursachenorientiert ist und ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht.
Operation nach Scarf
Bei fortgeschrittenen Fehlstellungen kommt häufig eine Osteotomie nach Meyer-Scarf zum Einsatz. Dabei wird der Mittelfußknochen z-förmig durchtrennt, die Position korrigiert und mit Schrauben fixiert. Diese OP-Methode ermöglicht eine präzise Korrektur und eine stabile Fixierung des Knochens.
Operation nach Lapidus
Bei einem weit fortgeschrittenen Hallux valgus kann eine Lapidus-Arthrodese durchgeführt werden. Dabei wird der erste Mittelfußknochen mit der Fußwurzel verbunden und versteift. Durch dieses Operationsverfahren wird die Überbeweglichkeit des Mittelfußknochens verhindert und somit die Ursache des Hallux valgus nachhaltig beseitigt.
Operation nach Akin
Zusätzlich gibt es die Osteotomie nach Akin. Diese Methode wird häufig ergänzend zu anderen Hallux-valgus-Korrekturen angewendet, um eine geringe Restfehlstellung zu beheben. Dabei wird ein Keil aus dem Großzehengrundglied entfernt, die Fehlstellung korrigiert und der Knochen anschließend mit einer Schraube befestigt.
OP Materialien
Bei einer Hallux-valgus-Operation kommen häufig Metallschrauben und Platten zum Einsatz, um die Knochen zu verbinden und zu stabilisieren. Obwohl diese eine stabile Fixierung ermöglichen, können sie Beschwerden während der Heilung verursachen. Häufig ist eine zweite Operation notwendig, um das Metall wieder zu entfernen. Mögliche Risiken sind Fremdkörperreaktionen und Infektionen. Viele Patienten berichten auch von einer Kälteempfindlichkeit, also verstärkten Schmerzen oder einem unangenehmen Gefühl an kalten Tagen. Aus diesem Grund gibt es Alternativen wie Magnesiumschrauben oder Knochenschrauben die sich natürlicher in den Körper integrieren.
Shark Screw®
Die Shark Screw® ist eine Knochenschraube aus menschlichen Spenderknochen und stellt eine natürliche Alternative zu herkömmlichen OP-Materialien dar. Durch die im Knochen vorhandenen Havers-Kanäle integriert sich die Schraube im Zuge des natürlichen Knochenumbaus vollständig in den eigenen Knochen. Nach einiger Zeit ist sie dann nicht einmal mehr im Röntgenbild sichtbar. Eine zweite Operation, wie sie bei Metallschrauben notwendig sein kann, entfällt.
Eine Operation mit der Shark Screw® können Sie mit einem Orthopäden auf unserer Fachärzte-Plattform vereinbaren. Nutzen Sie dafür einfach unseren Orthopädenfinder.
Erholungsphase
Nach einer Hallux valgus-OP muss der Fuß für eine bestimmte Zeit ruhiggestellt werden. Wie lange diese Ruhezeit dauert und in welchem Umfang der Fuß nach der OP belastet werden darf, hängt von der OP-Methode ab.
Bei einer Operation nach Austin kann der Fuß bereits kurz nach dem Eingriff, jedoch mit einem speziellen Vorfußentlastungsschuh, wieder belastet werden. Bei einem schwereren Eingriff, wie einer Operation nach Lapidus, muss der Fuß und das Sprunggelenk in einem Kunststoffstiefel oder Kunststoffgips ruhiggestellt werden. Der Fuß kann nach etwa 8 bis 12 Wochen wieder vollständig belastet werden.
FAQ:
Ein herausstehender Ballen im Bereich des Großzehengrundgelenks und ein nach innen wegstehender großer Zeh sind Merkmale für einen Hallux valgus, diese können auch schon im Anfangsstadium wenn auch nur gering, ersichtlich sein.
Die Behandlung von Hallux valgus hängt von der Schwere der Fehlstellung ab und kann sowohl konservative als auch operative Methoden umfassen. Konservative Maßnahmen umfassen das Tragen von geeignetem Schuhwerk, Einlagen, Physiotherapie, Schienen und Schmerzmanagement. In fortgeschrittenen Fällen kann eine Operation notwendig sein, um die Fehlstellung dauerhaft zu korrigieren.
Beim Hallux valgus handelt es sich um eine progressive Fehlstellung, er lässt sich also nicht durch konservative Methoden zurückbilden. Um die Fehlstellung zu korrigieren ist eine Operation notwendig, mit einigen konservativen Maßnahmen können die Schmerzen und Beschwerden aber gelindert werden.
Konservative Behandlungsmethoden sind besonders in den frühen Stadien des Hallux valgus sinnvoll, um Schmerzen zu lindern und das Fortschreiten der Fehlstellung zu verlangsamen. Hierzu gehören das Tragen von bequemem Schuhwerk, die Verwendung von Einlagen, Physiotherapie und gezielte Übungen, um die Muskulatur des Fußes zu stärken.
Bei einer weit fortgeschrittenen Deformation und wenn Schmerzen nicht mehr abnehmen kann eine Operation notwendig werden. Ob und welche Operation durchgeführt werden kann wird vom Facharzt bestimmt
Wie bei jeder Operation gibt es auch beim Hallux valgus Eingriff Risiken. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Fremdkörperreaktionen auf das verwendete Material und in seltenen Fällen Nervenverletzungen. Bei Verwendung von Metallschrauben können zudem Beschwerden während der Heilungsphase auftreten, und es kann eine zweite Operation notwendig sein, um das Metall zu entfernen.
Nach einer Hallux-valgus-Operation ist es wichtig, dem Fuß ausreichend Zeit zur Heilung zu geben. Je nach Art der Operation und dem Heilungsverlauf wird der Arzt genaue Anweisungen zur Belastung des Fußes geben. In der Regel sollte mit sportlichen Aktivitäten frühestens nach 8–12 Wochen wieder begonnen werden. Sportarten, die die Füße stark beanspruchen, wie Laufen oder Fußball, sollten erst nach vollständiger Heilung wieder aufgenommen werden.
Je nach Art des Eingriffs und dem Verlauf der Heilung kann es mehrere Wochen dauern, bis normale Schuhe wieder getragen werden können. In den ersten Wochen nach der Operation ist es ratsam, spezielle Schuhe wie Vorfußentlastungsschuhe oder Kunststoffstiefel zu tragen. Nach der Heilungsphase können dann wieder normale Schuhe getragen werden, wobei es wichtig ist, auf bequemes und passendes Schuhwerk zu achten, um den Heilungsprozess zu unterstützen.